- Nur im Notfall und nur mit Vorsicht zu "genießen" -
Ich möchte heute mal ein Thema aufgreifen, das sicher auch viele Menschen gut kennen, die Hartz IV oder Sozialhilfe, wenig Rente oder ergänzende Leistungen dieser Art zu einem kleinen Einkommen bekommen.
Dabei geht es um die Almosen, die man sich von den inzwischen ja doch von vielen Menschen genutzten Tafeln umsonst holen kann.
Jürgen und ich haben nur im Jahr 2011 einmal einige Wochen Erfahrungen mit Tafel-Ware gemacht und das nur in unserer Kleinstadt Preetz.
Ich habe mir von einigen Leuten sagen lassen, dass es an anderen Orten wie beispielsweise in Kiel auch Tafeln gibt, die relativ frische Sachen verteilen.
Es gibt wiederum auch viele andere Orte, wo es gar keine Tafeln gibt wie auf dem flachen Land.
Generell halte ich von der Unsitte, sich darauf zu verlassen, dass Menschen ja zur Not bei den Tafeln was zu Essen kriegen, überhaupt nichts.
Viele Menschen, die vom Existenzminimum leben müssen, arbeiten ja auch und hätten gar nicht die Zeit, zu den Zeiten bei den Tafeln Schlange zu stehen, wenn die geöffnet haben, was zumindest hier in Preetz mitten am Tag ist und für viele berufstätige Hilfe-Empfänger ohnehin nicht relevant, sondern nur für die, die gar nicht arbeiten oder aber so, dass sie an diesen Tagen am frühen Nachmittag Zeit haben.
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Unsere persönliche Erfahrung war folgende:
Es gab bei den Tafeln viele Lebensmittel gar nicht, sondern nur solche Sachen, die eben schnell alt oder schlecht werden oder wenn Konserven, dann solche, die schon lange abgelaufen waren.
Obst und Gemüse war grundsätzlich überaltert, welk, schlaff und da Ernährungslehre mein Hauptfach auf dem Fachgymnasium war, nach dem, was ich über die Frische bei solchen Sachen gelernt habe, so alt, dass es dabei grundsätzlich zu sehr hohen Vitaminverlusten gekommen sein muss.
Milchprodukte wurden meistens nur an Familien mit Kindern verteilt, waren sehr knapp, wie alt kann ich deshalb nicht sagen.
Bekam man Wurst, Fleisch, Salate oder dergleichen, waren die immer !!! längst abgelaufen und lagen über dem Verfallsdatum.
Brot war meistens auch sehr alt und zum sofortigen Verbrauch bestimmt, da Brot sehr schnell anfängt zu schimmeln .. schmeckte dann auch entsprechend nicht mehr wirklich gut. Das gleiche bei Kuchen und Gebäck.
Getränke gab es eigentlich nie und Konserven oder Tütenware ab und zu und wenn, dann waren diese Sachen grundsätzlich längst abgelaufen.
Generell war es selten möglich, nur mit Tafelware was zu kochen. Ich musste das also ergänzen. Oft wäre es billiger gekommen, gleich etwas anderes aber frisch komplett einzukaufen und zu kochen als diese Ergänzungskäufe zu bezahlen. Man braucht oft viel Fantasie, um aus diesen Almosen irgendwas herzustellen, das auch komplett ist.
Es war auffällig, dass sich unten den Tafel-Kunden ungewöhnlich viele Menschen mit offensichtlichen Alkoholproblemen befanden. Der Umgangston des Personals mit diesen Menschen war entsprechend harsch, was mich am meisten erschreckt hat.
Sobald Jürgen und ich einen Job und damit Freibeträge übrig hatten, sind wir nicht mehr zur Tafel gegangen.
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Ich würde unter diesen Umständen sagen, wenn man in die Lage gerät, dass man sich wirklich bei den Tafeln was zu Essen erbetteln muss, dass es sehr wichtig ist, sich diese Ware sehr genau anzuschauen und bei jedem Zweifel, ob es vielleicht nicht mehr gut ist, sofort wegzuwerfen, denn eine Lebensmittelvergiftung ist kein Pappenstiel.
Ich würde auch sagen, dass es sich niemand zur Gewohnheit machen sollte, sich nur oder fast nur von Tafelware zu ernähren, denn alleine die Vitaminverluste dieser Nahrungsmittel müssen auf Dauer dazu führen, dass es zu Mangelerscheinungen kommt.
Besonders Kinder und alte Leute sind stark gefährdet, wenn man bei abgelaufener Ware doch übersieht, dass vielleicht schon zu viele schädliche Keime darin enthalten sind und können, wo ein gesunder Erwachsener oder Jugendlicher vielleicht nur einen Durchfall bekommt oder sich übergeben muss, mit Pech an sowas sogar sterben.
Niemand sollte Tafelware horten, das ist ganz wichtig, sondern es ist notwendig, diese Dinge so schnell wie möglich zu verbrauchen. Noch schlimmer ist es, wenn man unter Umständen keinen Kühlschrank hat oder er nicht funktioniert, weil vielleicht der Strom abgestellt wurde, was in Deutschland ja immer häufiger passiert, denn dann hält sich diese Ware gar nicht mehr, schon gar nicht im Sommer.
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Ich kommt auf dieses sensible Thema deshalb, weil mir Jürgen vor ein paar Wochen etwas erzählte, was mich sehr nachdenklich gemacht hat, leider auch in Bezug auf den Tod meiner Mutter im Jahr 2011.
Ich habe mich da zu fragen begonnen, ob ich nicht eine Teilschuld daran trage, weil ich da jemand zu sehr vertraut habe, die laufend damals hier unseren Kühlschrank ausräumte und uns dann als kleinen Ausgleich zuweilen irgendwas von der Tafel mitbrachte. Sie wohnte damals bei uns mit im Haus und ich wurde sie einfach nicht los. Jürgen und ich waren da wohl etwas zu sanft. Das führte oft dazu, dass wir diese Tafelsachen damals auch brauchten, weil so ein Dauergast ein großer Kostenfaktor in unserem Hartz-IV-Haushalt war, selbst dann, als meine Mutter noch lebte und das Pflegegeld ja ein kleines Extra war.
Kurz vor Mamas Tod machte ich uns so eine Schlauchsuppe von der Tafel warm, die uns diese Person damals mitgebracht hatte. Mama starb zwar an Nierenversagen, aber ich hatte Tage vorher eben das Gefühl, sie hätte eine Magengrippe, musste sie schließlich in die Klinik bringen, weil das Erbrechen nicht mehr aufhörte, und dort ist sie an Nierenversagen gestorben. Meine Mama war alt, 91 Jahre alt. Dennoch plagen mich nach der Schilderung meines Mannes vor 4 Wochen nun Zweifel, ob nicht Salmonellen oder dergleichen in besagter Suppe, die Jürgen und ich vertragen haben mögen, da jünger und gesünder, bei einer alten Frau wie meiner Mama dieses Nierenversagen ausgelöst haben könnten.
Warum mich dieser Gedanke plagt, das hat folgenden Grund.
Jürgen transportierte bei einem Umzug einen proppevollen Kühlschrank, der sich, da er dabei war überzugehen, kaum noch von einer Wohnung in die andere bringen ließ, so voll war der, und zwar voll von teils uralter Tafelware, die sicherlich aus wochen- oder gar monatelangem Horten da hinein gekommen war.
Die Person, die diesen Kühlschrank so voll geproppt hatte, hat es an sich, einen riesigen Bekanntenkreis zu pflegen und reihum die Leute dann zu besuchen, hingegen in ihre eigene Wohnung eigentlich keinen reinzulassen. Ich weiß von etlichen anderen Frauen, dass es für sie normal ist, sich in jedem Haushalt so frei zu fühlen, ohne Scheu alles auszuräumen. Sie bringt dann aber immer als kleines Geschenk "was von der Tafel mit".
Ich habe jetzt, wo ich nun von ihrnach ihrem Umzug hier weg im Jahr 2012 nicht mehr täglich Besuch bekommen habe, sondern nur noch gelegentlich, fast immer diese Sachen von der Tafel später weg geschmissen, weil sie mir sowieso nicht geheuer waren, nur selten mal verbraucht, wenn ich es für eher ungefährlich gehalten habe.
Ich weiß, dass dieses Verteilen von Tafelware bei ihren vielen Bekannten für sie normal ist. Sie kocht nicht gern oder eher gar nicht, bringt dann eben dieses Zeug mit und wird dann halt meistens von den anderen Leuten mit Normalware aus dem Laden bekocht.
Ich frage mich nach der Schilderung meines Mannes, wie sie Tafelware in ihrem Kühlschrank hortet statt es sofort zu verbrauchen, was ja sein müsste, wie alt das Zeug zuweilen wohl schon war. Bei so einem Verhalten verliert man doch auch den Überblick.
Tja .. ich werde wohl damit leben müssen, mir heute zu sagen, ich hätte ihr nicht vertrauen dürfen, als ich Jürgen, Mama und mir damals kurz vor Mamas Tod diese Schlauchsuppe warm gemacht habe .. ich werde nie erfahren, wie alt die schon war. Läden wie Sky geben diese Suppen ab, wenn sie nicht mehr frisch sind .. es steht da, weil sie in einem Sonderregal angeboten werden, nichtmal ein Verfallsdatum drauf. Es ist ja keine industriell verpackte Ware.
Natürlich müssten solche Suppen, wenn sie von der Tafel stammen, gerade weil nichts drauf steht, sofort gegessen werden und dürfen ganz sicher nicht länger als allerhöchstens ein paar Tage noch im Kühlschrank aufgehoben werden. Auch eingefroren würde ich so etwas nicht trauen, denn unbegrenzt einfrieren darf man sowas doch auch ganz sicher nicht.
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Tja ... wenn jemand von Euch mal Almosen von den Tafeln holen und davon leben muss, bitte seid vorsichtig damit, hortet das nicht, sondern esst es sofort auf und hebt es nicht länger auf als bis zum nächsten Tafel-Tag.
Und bitte seid besonders vorsichtig mit Tafelware, wenn in Eurem Haushalt alte Menschen oder Kleinkinder leben.
Und nochwas ... lebt nie grundsätzlich davon, Eure Familie braucht frische Vitamine und nicht ständig abgelaufene Ware.
LG
Renate