Donnerstag, 7. November 2019

Eine wissenschaftliche Studie über Störungen der Oxytocin-Ausschüttung bei Borderline-Patienten

Die zwischenmenschen Probleme der Borderliner basieren vermutlich auf einem Oxytocin-Mangel



Das habe ich gestern auf der Suche, ob zu viel Oxytocin bei Stress- und Kampfsituationen, um die Familie und auch Haustiere zu beschützen, auch krank machen kann, per Zufall gefunden.

Ob Oxytocin krank machen kann, darüber habe ich nicht wirklich was gefunden, aber darüber, dass es ein Gen gibt, das bewirkt, dass manche Lebewesen sehr wenig Oxytocin ausschütten. Ein Mangel an diesem Hormon ist also genetisch bedingt und kann sich auswirken.

Und bei diversen psychischen Störungen fehlt es an genug Oxytocin, auch Autismus gehört unter anderem dazu, aber was mich besonders interessiert, ebenfalls das Borderline-Syndrom.

Nun aber zu dieser wissenschaftlichen Arbeit .. ich lese das jetzt mal und kommentiere ab und zu dann.
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 Diese Dissertation hat die Überschrift:

"Oxytocin-Ausschüttung im Verlauf eines sozialen Ausschluss-Paradigmas bei Borderline-Patienten"

Die ist von einer Anna Veronika Gertraud Albert aus dem Jahr 2017.

Zuerst beschreibt sie, was die Borderline-Persönlichkeitsstörung überhaupt ist. Dass es sich um eine psychische Erkrankung handelt, die grenzwertig ist, also zwischen Neurose und bereits Psychose liegt und teilweise Ähnlichkeit mit der Schizophrenie hat, aber keine Schizophrenie ist.

Diese Menschen haben einerseits Angst, verlassen zu werden.

Sie sind sehr impulsiv, leiden unter Identitätsstörungen, können extrem wütend werden, neigen oft auch dazu, Selbstmord zu begehen, legen ein selbstverletzendes Handeln an den Tag, fühlen oft eine innere Leere und provozieren selbst instabile zwischenmenschliche Beziehungen durch ihr Verhalten, obwohl sie eben eigentlich gar nicht verlassen werden möchten, sondern Angst vor dem Alleinsein haben.

Unbehandelt begehen ca. 7 - 10 % aller Borderliner Selbstmord.

Die Krankheit lässt sich aber behandeln, oft auch relativ erfolgreich, wenn die Patienten bereit sind, sich behandeln zu lassen.

Das Problem bei der Krankheit ist teils genetisch bedingt, weil bestimmte Stoffwechselfunktionen anders sind  .. dazu kommt aber immer auch etwas aus der Frühkindheit. Meistens haben diese Menschen keine Vorstellung vom eigenen Ich, von sich selbst, weil ihre Mutter-Bindung gestört wurde.

Was ich persönlich hier sehr interessant finde ist die Aussage, dass es bei der Mutter-Kind-Bindung oft unterbrochene Bindung gibt.

Mein Ex-Mann ist Borderliner und ich weiß von ihm, dass seine Mutter in der Zeit, als er ein Baby und Kleinkind war, mehrfach in der geschlossenen Psychiatrie war .. warum weiß ich nicht, habe es nie rausbekommen, weil die Familie sich darüber auschwieg ...mit Elektroschocks behandelt wurde und mein Ex dann immer wochen- oder monatelang bei verschiedenen Tanten war, dann die Mama zurückkam, dann wieder in die Psychiatrie kam und so weiter.

Eine unterbrochene Mutter-Kind-Bindung trifft also gut auf ihn zu.

Und geschlagen wurde er später oft, weil seine Mutter nicht mit ihm klarkam und sein Vater ihn dann abends im Auftrag der Mutter verprügelt hat.

Bei der Behandlung ist es wichtig, den Patienten zu einer eigenen Identität zu verhelfen .. aber neuerdings, da man weiß, es liegen auch genetische Störungen im Stoffwechsel vor, sind auch Forschungen bezüglich der Hormone im Gange, und dabei ganz vorn das Oxytocin in diesem Zusammenhang.

Oxytocin hat viele Aufgaben im Körper, aber generell dient es dem sozialen Zusammenhalt zwischen Mutter und Kind, Paaren und Gruppen.

Es sorgt für die Geburtswehen, den Milchfluss nach der Geburt und die Bindung zwischen Mutter und Kind.

Oxytocin wird in vielen verschiedenen Geweben gebildet und es ist auch wichtig, dass der entsprechende Rezeptor dafür vorhanden ist.

Auch die Rezeptoren für Oxytocin gibt es an vielen verschiedenen Orten im Körper, was dafür spricht, wie vielfältig schlussendlich die Aufgaben dieses Hormons sind.

Es gehört auch dazu, dass die Muttertiere sehr aggressiv werden können, wenn sie ihre Jungen beschützen.

Oxytocin ist also insgesamt wichtig, um die Nachkommen großzubekommen.

Generell erhöht Oxytocin das Vertrauen in die Mitglieder der Gruppe, zu der ein Lebewesen gehört .. nicht nur zu den Kindern, sondern generell. Es bewirkt einen besseren Gruppenzusammenhalt.

Bei gesunden Menschen wirkt die hohe Oxytocin-Ausschüttung beim Sex auch eine enge Bindung der Partner.

Und Borderline-Patienten haben hier eben Probleme, in jeder Beziehung.

Ihre Bindungsfähigkeit ist gestört.

Dann hat man rausgefunden, dass Borderliner bei Stress mit viel mehr Angst reagieren als andere Menschen.

Bei Stress werden diverse Hormone aktiv, die für Flucht und Kampf zwar wichtig sind, aber durch die Ausschüttung von genug Oxytocin auch im Zaum gehalten werden können.

Bei zu wenig Oxytocin ist das nicht so und Stress kann durch die Hormonausschüttung viel schädlicher werden als unter normalen Umständen.

Das gleiche gilt für Angst .. auch Angst wird schlimmer wahrgenommen, wenn die gesunde Oxytocin-Ausschüttung gestört ist.

Oxytocin bewirkt aber auch insgesamt ein besseres sogenanntes soziales Gedächtnis.

Grund für Störungen scheint zu sein, dass Cortisol zu hoch schießt und nicht genug Oxytocin da ist, um es herunterzuregulieren.

Es gibt da diverse Studien mit Oxytocin-haltigem Nasenspray.

Für diese Studie hier ist ein sogenanntes Cyberball-Spiel wichtig, das von Borderlinern und Nichtborderlinern und dann auch in Bezug auf  Placebo beziehung Oxytocin-haltiges Nasenspray gespielt wurde.

Diese Studie will wegen der bei Borderlinern so großen Zurückweisungssensibilität herausfinden, ob die Gabe von Oxytocin da hilft oder nicht.

Bei diesem Spiel kommt es zu einem Ausschlusserleben aus der Gruppe, mit der man spielt.

Darum also geht es und wie die Probanden dann in der Lage sind, damit umzugehen.

Es ist ein Ballspiel.

Gespielt haben Frauen, und zwar 22 Borderlinerinnen,

Dann haben 21 gesunde Probanden mitgespielt, die weder Medikamente brauchten noch irgendwann mal drogensüchtig oder sonstwas gewesen sind.

Dann wird genau erklärt, wie das Spiel funktioniert.

Bei Interesse bitte diese Studie selbst ganz durchlesen, ich kann das nicht alles hier aufschreiben.

Dann wurden auch noch Fragebögen ausgefüllt.

Dann wurde noch Blut abgenommen, um eben das Oxytocin messen zu können.

Also Ergebnis .. ja die Borderliner reagierten viel empfindlicher auf die in diesem Spiel eben vorkommende Zurückweisung als die gesunden Teilnehmerinnen.

Bei den positiven Emotionen war kein Unterschied zu merken.

Cortisol spielte laut der Blutprobem keine Rolle .. aber Oxytocin.

Das wurde bei den Gesunden im Verlauf des Spiels mehr .. bei den Borderlinern aber weniger.

Erst nach dem Spiel normalisierte sich der Oxytocin-Spiegel bei beiden Gruppen wieder und wurde wieder ähnlich.

Es ist damit also ein Ergebnis dieser Studie, dass Oxytocin eine große Rolle bei den Problemen spielt, die Borderliner mit ihren Mitmenschen haben.

LG
Renate

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