Wieder was Interessantes unter den aktuellen Panikmache zum Erkältungs-Herbst
Das ist ein schon etwas älterer Text vom Ärzteblatt, wo drin steht, wie unzuverlässig die PCR-Tests sein können. Sind nicht alle gleich .. aber oft schon krass oft daneben. Ich übernehmen das mal hier rein.
Wir sollen ja nun bald diese neuen Schnelltests kriegen .. über die habe ich auch schon nen Text gefunden, aber noch nicht bearbeitet . fräs mich so durch.
Erstmal das hier, denn noch testen wir ja soweit ich weiß nach wie vor mit PCR-Tests.
Quelle:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/214370/PCR-Tests-auf-SARS-CoV-2-Ergebnisse-richtig-interpretieren
Der Text ist vom 12. Juni 2020
Das könnt Ihr sehen, wenn Ihr die pdf aufmacht:
https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=214370
...
Der tatsächliche positive oder negative Vorhersagewert eines PCR-Tests
hängt nicht allein von seiner operativen Genauigkeit ab. Maßgeblich ist
auch die Vortestwahrscheinlichkeit, die angibt, wie hoch das geschätzte
Risiko für eine Erkrankung vor dem Test ist.
Für die schnelle Detektion einer akuten
Infektion mit SARS-CoV-2 werden weltweit verschiedene qRT-PCR-Assays
(quantitative Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion)
eingesetzt. Im vergangenen Monat wurden allein im Verband der
Akkreditierten Labore in der Medizin pro Woche zwischen 270 000 (KW 18)
und 365 000 (KW 20) PCR-Tests auf SARS-CoV-2 durchgeführt. Ob ein Mensch
als SARS-CoV-2-positiv oder -negativ gilt, hat Auswirkungen nicht nur
für den Betroffenen, sondern auch für sein familiäres, soziales und
berufliches Umfeld.
Da kein Test 100-prozentig sicher
ist, muss das dem Betroffenen mitzuteilende Testergebnis in seinem
Kontext interpretiert werden. Dies ist umso wichtiger, je höher in einer
Population die Erkrankungswahrscheinlichkeit ist, führen in einem
Praxishinweis im British Medical Journal (BMJ) Jessica Watson und Kollegen aus (1).
Ihre Arbeit gibt praktischen Ärzten Hilfestellung bei der
folgenschweren Frage: Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist eine positiv
getestete Person tatsächlich positiv und eine negativ getestete
tatsächlich negativ? Im Fokus stehen zwei Faktoren.
Probenahme und Genauigkeit
RT-PCR-Tests weisen virale RNA nach.
Für die operative Zuverlässigkeit des Tests selbst sind die
Sensitivität und die Spezifität wesentliche Parameter. Die Sensitivität
ist der Prozentsatz, mit dem eine erkrankte Person als positiv getestet
wird. Ein Test mit einer Sensitivität von 98 % identifiziert 98 von 100
Infektionen und 2 nicht. Die Kehrseite eines hoch sensitiven Tests: Er
kann viele falsch-positive Befunde liefern, wenn er nicht spezifisch
genug ist. Die Spezifität ist der Prozentsatz, zu dem nich infizierte
Personen als gesund erkannt werden. Ein Test mit einer Spezifität von
95 % liefert bei 5 von 100 Gesunden ein falsch-positives Ergebnis.
Bei Angaben zu Sensitivität und
Spezifität der in Deutschland verwendeten PCR-Tests halten sich sowohl
das Robert Koch-Institut als auch das nationale Konsiliarlabor am
Institut für Virologie der Charité bedeckt. Die oft zitierte, nahezu
100-prozentige Sensitivität unter Laborbedingungen dürfte in der Praxis
nie erreicht werden, schon weil beim Testen selbst erhebliche
Unsicherheitsfaktoren hinzukommen. So weist beispielsweise jeder Test
die Viren nur in einem bestimmten Zeitfenster nach.
So enthielten Abstrichproben vom Rachen vermehrungsfähige Viren bis zum 4., aus dem Sputum bis zum 8. Tag nach Symptombeginn (2).
Falsch-negative Ergebnisse könnten auch aufgrund schlechter
Probenqualität oder unsachgemäßem Transport nicht ausgeschlossen werden,
warnt das Robert Koch-Institut unter seinen Hinweisen zur Testung.
Empfohlen wird bei Patienten mit initial negativem PCR-Test, aber
begründetem Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion eine Wiederholung des
Tests (3).
Ein systematischer Review, der 957
negativ getestete Personen durch einen wiederholten Abstrich überprüfte,
fand in den 5 Einzelstudien eine Rate initial falsch-negativer
Ergebnisse zwischen 2 % und 29 %. Das entspricht einer „effektiven“
Sensitivität der Tests zwischen 71 % und 98 % (4).
Bei dieser niedrigen Sensitivität und moderaten Spezifität habe ein
positiver PCR-Test auf SARS-CoV-2 mehr Gewicht als ein negatives
Resultat, betonen die Autoren im BMJ.
Umgekehrt solle man sich bei einem Patienten mit verdächtigen Symptomen
niemals auf ein einziges negatives Testergebnis verlassen.
Die Vortestwahrscheinlichkeit
Um die wirkliche
Erkrankungswahrscheinlichkeit, ausgedrückt als positiver oder negativer
Vorhersagewert nach einem Test, zu beurteilen, sollten Ärzte die
Vortestwahrscheinlichkeit hinzuziehen (das gilt nicht nur für COVID-19).
Das geschätzte Risiko für die Erkrankung ergibt sich zum einen durch
die klinische Einschätzung der betroffenen Person und ihres Umfeldes:
Hatte die Kontakt mit Infizierten, kommt sie aus einem Risikogebiet?
Sind ihr Alter, die Symptome und Befunde mit COVID-19 vereinbar?
Bestehen Vorerkrankungen, kommen Differenzialdiagnosen infrage?
Des Weiteren ist die Prävalenz der Erkrankung in der Population relevant. Im Patientengut eines Allgemeinarztes in der Uckermark wird die Prävalenz
von COVID-19 von vornherein niedriger zu schätzen sein als in einem
Altersheim mit bereits einigen infizierten Bewohnern. Um den starken
Einfluss der geschätzten Prävalenz auf den Vorhersagewert deutlich zu machen, seien Prävalenzen
von SARS-CoV-2-Infektionen von 3 %, 20 % und 80 % gegenübergestellt:
Unter 1 000 Personen würde es in diesen Fällen 30, 200 oder 800
Infizierte geben. Die Autoren im BMJ mutmaßen, das der RT-PCR-Test eine Sensitivität von 70 % und eine Spezifität von 95 % aufweist. Sars-CoV-2-Prävalenz 3 % (z. B. Hausarztpraxis):
Richtig positiv getestet werden 21 von 30 infizierten Personen, falsch
negativ sind damit 9 Ergebnisse. Richtig als gesund erkannt werden 921
von 970 Personen, falsch positiv bleiben 49. Der positive Vorhersagewert
errechnet sich als Quotient aus der Zahl der richtig positiv Getesteten
(21)
und der Summe aller Personen mit positivem Testergebnis (21 + 49 = 70).
Er ist mit 0,30 erschreckend gering – 70 % der als positiv getesteten
Personen sind gar nicht positiv, ihnen wird aber Quarantäne verordnet.
Der negative Vorhersagewert als Quotient aus der Zahl der richtig
negativ Getesteten 921 und der Summe aller Personen mit negativem
Testergebnis (921 + 9 = 930) ist hingegen 0,99, also sehr gut.
Prävalenz 20 % (z. B. Altenheim):
Richtig positiv getestet werden 140 von 200 Personen, falsch negativ
sind 60 Ergebnisse. Richtig negativ erkennt der Test 760 von 800
Personen, falsch positiv 40. Der positive Vorhersagewert (140/180)
beträgt nun 0,78, die Erkrankungswahrscheinlichkeit ist also bei der
angenommenen Prävalenz von 20 % 2,5 Mal höher anzusetzen als bei der niedrigen Prävalenz
von 3 %. Der negative Vorhersagewert (760/820) ist 0,93. Immerhin 7 %
der negativ Getesteten tragen das Virus in sich und können es
verbreiten. Prävalenz 80 % (z. B. Isolierabteilung): Bei einer besonders hoch geschätzten Prävalenz
von 80 % sind von 1 000 Getesteten 800 infiziert, von denen der Test
560 erkennt und 240 nicht. Richtig negativ erkannt werden 190 von 200
Personen, falsch positiv sind 10. Der positive Vorhersagewert (560/570)
erreicht sichere 0,98, während der negative Vorhersagewert auf 0,44
sinkt. 56 % Prozent der negativ Getesteten tragen das Virus in sich und
können es weitergeben.
Das bedeutet: In einer Population mit niedriger Prävalenz
– z. B. 3 %, wie bevölkerungsweit bei COVID-19 anzunehmen – und unter
der Prämisse einer niedrigen effektiven Test-Sensitivität von 70 % ist
der positive Vorhersagewert äußerst schwach. Ein (falsch) positiver Test
kann aber eine Quarantäne der Person zur Folge haben. Je höher die Prävalenz und
damit die Vortestwahrscheinlichkeit, desto höher ist die Aussagekraft
eines positiven Tests einzustufen und desto niedriger ist der negative
Vorhersagewert.
Ein hoher Anteil infizierter Personen
bleibt unentdeckt, wird nicht isoliert und kann andere anstecken – wenn
nicht doch ein zweites Mal getestet wird. Fazit: Bei einer hohen
anzunehmenden Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer
SARS-CoV-2-Infektion ist ein einzelner negativer Test kein Freibrief. Ralf L. Schlenger
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Vom Schein der Genauigkeit
Die weltweit verwendeten PCR-Tests auf
SARS-CoV-2 sind selbst unter definierten Laborbedingungen nicht alle
(gleich) zuverlässig. Eine aktuelle amerikanische Studie verglich 9
PCR-Tests aus den USA, China, Hongkong und Deutschland (5).
Sie zeigte, dass zwar alle untersuchten Tests SARS-CoV-2 nachweisen
können. Aber die Performance war abhängig vom viralen Target
(RNA-Abschnitte codierend für Hüllmaterial, Nucleocapsid, RNA-dependent
RNA polymerase [RdRp] etc.) und dem Verdünnungsgrad der Proben sehr
unterschiedlich ausgeprägt. Insgesamt hatte der am Institut für
Virologie der Charité, Berlin, entwickelte E-Sarbeco-Test eine
Spitzenposition, zusammen mit HKU-ORF1 (Hongkong University) und
2019-nCoV_N1 (US Centers for Disease Control and Prevention). Der
RdRp-SARSr-Assay der Charité wird von den amerikanischen Autoren
hingegen als unzuverlässig bei winzigen Virusmengen eingestuft. Die
Charité verwendet den E-Sarbeco, der Hüllgene nachweist, als initialen
Screening Assay und den RdRp-SARSr als konfirmatorischen Test.
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LG
Renate