Viele Faktoren bestimmen mit, ob wir krank werden oder nicht
Mal wieder ein paar Infos über das so wichtige Immunsystem, das ja auch jetzt beim Coronavirus die ganz entscheidende Rolle spielt, wie schlimm es einen erwischen kann oder auch nicht.
Siehe unten:
Quelle:
https://www.spektrum.de/news/wer-den-viren-trotzt/1764012?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
31.08.2020
Wer den Viren trotzt
Experimente
am Menschen zeigen: Lebensstil und Psyche bestimmen mit, wie anfällig
wir für Erkältungs- und Grippeviren sind. Eine vermittelnde Rolle
spielen Entzündungsreaktionen im Körper.
Sich Viren in die Nase träufeln zu lassen, für Geld oder im Dienst der
Wissenschaft: Das klingt ein wenig verrückt. Im Fall von Sars-CoV-2
würde ein solcher Versuch von den Ethikkommissionen sicherlich
abgelehnt. Bei einem normalen Erkältungsvirus sieht das schon anders
aus. Und so finden der Psychologe Sheldon Cohen und seine Kollegen vom Common Cold Project
immer wieder Freiwillige, die sich Krankheitserreger verabreichen
lassen. Das Team von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh
untersucht seit mehr als 30 Jahren, woran es liegt, dass manche Menschen
einem Virus trotzen und andere nicht. Jetzt, so schreibt Cohen in einem Überblick, könnten die Befunde Anhaltspunkte zum Schutz vor Covid-19 liefern.
Er und seine Kollegen hatten wiederholt gesunden Freiwilligen
Krankheitserreger verabreicht, darunter neben Schnupfen- und Grippeviren
auch verbreitete harmlose Coronaviren. Danach blieben die
Versuchspersonen fünf bis sechs Tage in Quarantäne. Täglich entnahm man
ihnen Nasensekret, prüfte die Viruslast und fragte nach typischen
Beschwerden. Außerdem wurde das Blut sowohl vor der Quarantäne als auch
vier Wochen später unter anderem auf Antikörper geprüft. Ergebnis:
Bei 70 bis 85 Prozent (je nach Virus) ließ sich eine Infektion
nachweisen. Aber nur 25 bis 40 Prozent entwickelten Beschwerden in den
oberen Atemwegen, zum Beispiel Halsschmerzen oder eine laufende Nase.
In einer Studie bekamen die Versuchspersonen Rhinoviren in die Nase
getropft. Hatten sie in den zwei Wochen zuvor weniger als sieben Stunden
pro Nacht geschlafen, lag ihr Risiko, eine Erkältung zu bekommen, knapp
dreimal so hoch wie nach im Schnitt acht Stunden. Außerdem entwickelten
die Versuchspersonen rund doppelt so oft eine Erkältung, wenn sie
weniger als zweimal pro Woche Sport trieben. Dasselbe galt für die, die
seltener als einmal am Tag ein alkoholisches Getränk zu sich nahmen.
Mäßiges Alkoholtrinken könnte Entzündungsreaktionen mildern, erläutert
Cohen. Und das gelte auch für Sars-CoV-2, wie eine britische Studie an 760 Covid-19-Patienten kürzlich nahelegte.
Der Einfluss psychischer Faktoren auf die Atemwege könnte ebenfalls über
Entzündungsreaktionen laufen, wie Cohen weiter darlegt. Zum einen bei
chronischem Stress: Wer davon berichtete, erkrankte eher an den
verabreichten Viren und hatte vermehrt proinflammatorische Zytokine im Blut, einen Entzündungsmarker, der auch an (schweren) Covid-19-Erkrankungen beteiligt ist.
Universaler Stresspuffer
Zum anderen hilft offenbar das
Gefühl, sozial eingebunden zu sein. In einem Experiment an 276 gesunden
Freiwilligen zeigte sich: Je mehr soziale Rollen sie in ihrem Leben
ausfüllten – zum Beispiel als Eltern,
Partner oder Kollegen, desto weniger anfällig waren sie für Rhinoviren,
auch bei gleicher Zahl an Kontakten. Wer nur eine bis drei Rollen
innehatte, erkrankte 4,2-mal häufiger an Erkältungsbeschwerden als eine
Person mit sechs oder mehr sozialen Rollen. Das Erleben von sozialer
Unterstützung sei ein universaler Stresspuffer, sagt Cohen, und gehe mit
einem niedrigeren Level an Entzündungsmarkern einher.
Der Psychologe hält es deshalb für denkbar, dass die soziale Isolation
im Zuge der Corona-Maßnahmen anfälliger für Infektionen macht. Eine
gestörte Regulation der proinflammatorischen Zytokine spielt bei
Covid-19 eine wichtige Rolle: Gelingt es nicht, die Zytokinantwort zu
stoppen, erleiden die Betroffenen Entzündungen, die zum Tod führen
können. Cohen betont allerdings, die Ergebnisse aus dem Common Cold
Project seien nicht direkt auf Covid-19 übertragbar – sie lieferten
lediglich Anhaltspunkte.
...
LG
Renate
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