Er sieht momentan keinen Grund zur Sorge
20.08.2020
Virologe Streeck mahnt bei "DomGedanken" in Münster Corona ist "Teil unseres Alltags" geworden
Der Virologe Hendrik Streeck wirbt um pragmatische Lösungen im Umgang mit der Corona-Pandemie. Im Rahmen der Veranstaltung "DomGedanken" in Münster machte er deutlich, dass das Virus "Teil unseres Alltags" geworden sei.
"Das Virus Covid-19 wird in absehbarer Zeit nicht verschwinden", sagte Streeck am Mittwochabend im St.-Paulus-Dom in Münster. Der Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn und Berater der Bundes- und Landesregierung empfahl seinen Zuhörerinnen und Zuhörern im Rahmen der Veranstaltungsreihe "DomGedanken" am Mittwoch im münsterschen St.-Paulus-Dom deshalb: "Wir sind klug beraten, das Virus in unseren Alltag zu integrieren und damit leben zu lernen."
Streeck mahnte an, das Corona-Virus ernst zu nehmen, die Situation aber auch nicht zu sehr zu dramatisieren: "Aus der Gefahr ist ein Risiko geworden, das sich einschätzen lässt. Wir müssen lernen, mit diesem Risiko intelligent umzugehen."
Lob für Regierung und Menschen in Deutschland
"Fünf Abende der Hoffnung" ist die Gesprächsreihe in diesem Jahr überschrieben – doch Streeck machte keine Hoffnung auf ein schnelles Ende der Pandemie. Bei den Infektionszahlen werde es immer wieder ein Auf und Ab geben, erklärte der Virologe, der Münster aus der Zeit seines Zivildienstes im St.-Franziskus-Hospital kennt. Daran müsse man sich gewöhnen. Angst, so die zentrale Botschaft seines Vortrags, sei dabei der falsche Ratgeber. Besonders für den Herbst prognostizierte er einen Anstieg der Infizierten. Wichtig sei deshalb, mit entsprechenden Maßnahmen und Regeln den R-Faktor niedrig zu halten.
Der Bundesregierung und den Menschen in Deutschland sprach der Virologe ein Lob aus: "Die Gefahr musste eingeschränkt werden, wir waren extrem gut auf den Ausbruch der Pandemie vorbereitet." Streeck warnte jedoch davor, das Virus zu politisieren und als Wahlkampfthema zu missbrauchen: "Es geht nicht darum, welches Bundesland Klassenbester ist."
Vielmehr gelte es, pragmatische Lösungen zur Bewältigung der Pandemie zu finden. Der Bonner Virologe schlug eine nationale Experteneingreifgruppe vor, wies jedoch im Dom gleich darauf hin, dass es sich um eine globale Seuche handele, die gemeinsam weltweit bekämpft werden müsse.
Gefahr der Ansteckung
Streeck, der nach dem Corona-Ausbruch im Kreis Heinsberg mit seiner nicht unumstrittenen Studie die erste wissenschaftliche Untersuchung über Infektionszahlen und Sterblichkeitsraten vorgelegt hat, betonte im Laufe des Abends wiederholt die Gefahr der Ansteckung. "Aber wir müssen uns vor Augen führen, dass die Sterblichkeitsrate bei 0,37 Prozent liegt. Das ist mehr als bei der Grippe, aber Covid-19 wird nicht unser Untergang sein." Jeder solle selbst über das Risiko einer möglichen Infektion entscheiden. "Eine 93-Jährige, die den Krieg überlebt hat, soll selbst darüber befinden, ob sie ihre Enkelkinder sehen will oder nicht", so Streecks Standpunkt.
Im Vergleich zum Frühjahr wisse man heute viel mehr über die Infektionswege. "Kaum eine Ansteckung erfolgt über Oberflächen", ergänzte der Virologe. An seine Zuhörer im Dom appellierte er abschließend: "Wir dürfen uns nicht von der Angst leiten lassen, die den Mut untergräbt." Politik und Wissenschaft müsse außerdem erlaubt sein, in der Pandemie Fehler zu machen.
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Danach noch paar mehr Sachen, die ich im Internet von eher aktuellen Aussagen von Professor Dr. Streeck gefunden habe.
https://www.n-tv.de/wissen/Keine-Angst-vor-den-Infektionszahlen-article21993529.html
Streeck zur Corona-Lage "Keine Angst vor den Infektionszahlen"
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland steigt wieder. Doch für den Bonner Virologen Hendrik Streeck ist dies kein Grund zur Sorge. Im Gespräch mit ntv verrät er, welche Entwicklung man eher im Auge behalten sollte und wie das Land gut durch eine zweite Welle im Herbst kommen könnte.
Der auch für die Heinsberg-Studie bekannte Virologe Hendrik Streeck sieht aufgrund der derzeit steigenden Infektionszahlen in Deutschland noch keinen Grund zur Sorge. "Wir befinden uns in einer Pandemie und das Virus wird ja nicht weggehen, es ist Teil von unserem Alltag", sagte Streeck im Gespräch mit ntv. "Es ist wichtig, dass wir vor den Infektionszahlen selber keine Angst haben", betonte der Leiter der Virologie an der Uniklinik Bonn. Denn die Infektionszahlen seien derzeit "eigentlich gar nicht so aussagekräftig".
Wichtiger als auf die Infektionszahlen zu blicken sei es, "wie es sich stationär verhält, in den Krankenhäusern, auf den Intensivstationen", so Streeck. Im Moment seien die Intensivstationen nicht durch viele Covid-19-Patienten belegt. Wichtig sei jedoch, darauf zu achten, dass in den Krankenhäusern eine Schwelle nicht überschritten werde. Streeck schlägt daher eine Ampel vor, die davor warnt, wenn die Situation in den Krankenhäusern kritisch werden sollte. Aktuell gibt es in Deutschland 245 Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden - im April waren es an manchen Tagen fast 3000.
Mehrere Faktoren seien für die derzeit wenigen schweren Covid-19-Fälle ausschlaggebend, glaubt Streeck: "Zum einen haben wir sehr viel dazugelernt in der Behandlung der Covid-19-Erkrankung." Gleichzeitig würde durch die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln die Infektionsdosis herabgesenkt, sodass es eher zu Infektionen ohne Symptome komme. Denn für Sars-CoV-2 gebe es Hinweise, so der Virologe, dass die Höhe der aufgenommenen Viren über die Schwere des Verlaufes mitentscheidend sei. So wie bei anderen Erregern auch. Aber könnte sich das Virus auch durch Mutation abgeschwächt haben, wie zuletzt von Experten ins Gespräch gebracht wurde? Um das zu beurteilen, sei es noch zu früh, sagt Streeck.
"Können gut durch den Herbst kommen"
Der Virologe geht davon aus, dass es im Herbst wieder eine steigende Zahl von Corona-Infektionen in Deutschland geben wird. "Und vielleicht wird es ein recht deutlicher Anstieg, also mehr als das, was wir jetzt sehen." Aber wenn es vor allem asymptomatische Infektionen sind, also solche ohne Symptome, und wenn Menschen nicht ins Krankenhaus müssten, dann sei der Anstieg nichts, "was uns sorgen muss". Und mit einem von ihm vorgeschlagenen Ampel-Frühwarnsystem, mit dem erst ab einer kritischen Auslastung der Krankenhäuser Maßnahmen ergriffen werden könnten, könne man "gut durch den Herbst kommen".
Bisher habe sich Deutschland beim Umgang mit der Pandemie "vortrefflich geschlagen", urteilt der Bonner Forscher. Dies sei allerdings nur ein Zwischenzeugnis - "wie das Endzeugnis sein wird, steht in den Sternen". Streeck weist darauf hin, dass etwa in Schweden - das sich durch seinen Sonderweg ohne weitreichende staatlich verordnete Beschränkungen auszeichnet - mittlerweile die Infektionszahlen wieder nach unten gehen. "Ich denke, dass wir erst am Ende sagen können, was wirklich der einzige richtige Weg gewesen ist", so Streeck.
Er betont zudem, dass es aus seiner Sicht ein Irrglaube sei, dass man das Virus durch Abschottung vom Ausland ausrotten könne. Der Erreger würde an Grenzen nicht Halt machen. Vielmehr glaubt Streeck, dass Sars-CoV-2 "uns auch im Herbst begleiten wird" und wohl auch noch im nächsten Jahr.
Quelle: ntv.de, kst
Hendrik Streeck im Dom
„Wir brauchen Routine im Umgang mit dem Virus“
Münster -
Er ist einer der besten Virologen Deutschlands. Professor Hendrik Streeck, Leiter der Virologie der Uni Bonn. In seiner Rede in Münster warnte er davor, Angst als Ratgeber zu sehen - und machte zudem Hoffnung.
Der Redner hielt sich nur kurz mit Erinnerungen an seine Zeit als Zivildienstleistender im Franziskus-Krankenhaus in Münster auf. „Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt, auch im Dom“, sagt Hendrik Streeck . Seit dieser Zeit in den 90er Jahren hat sich der heute 43 Jahre alte Mediziner zu einem der angesehensten Virologen Deutschlands und Europas entwickelt. Eine Karriere, die dem gebürtigen Göttinger eine Einladung zu den Domgedanken in Münster verschaffte. „Fünf Abende der Hoffnung“ ist die Gesprächsreihe überschrieben – doch der Direktor des Instituts für Virologie an der Universitätsklinik Bonn durchkreuzte die Hoffnung vieler Zuhörer auf Hoffnung schnell. „Nein, das Virus wird nicht verschwinden. Es wird Teil unseres Lebens, unseres Alltags werden. Weltweit.“ Dies sei fast einhellige Meinung aller Wissenschaftler, die sich sonst nicht immer einig sind und waren.
Laut Streeck bringe es gar nichts, jetzt dramatisierend von einer zweiten Covid-Welle zu sprechen. Dies sei Teil der medialen, verkürzt dargestellten und oft angstgesteuerten Debatte. „Es wird eher eine Dauerwelle werden. Wir werden immer wieder neue Ausbrüche haben, überall.“ Daran müsse man sich gewöhnen. Angst – und das war die zentrale Botschaft seines Vortrags – sei dabei der völlig falsche Ratgeber. „Vor allem wenn sie politisiert wird, wenn es eine Rennen der Bundesländer gibt. Nein, wir alle brauchen Routine im Umgang mit der Pandemie.“
Bundesregierung habe richtig gehandelt
Streeck, der nach dem Ausbruch in Gangelt im Kreis Heinsberg mit seiner nicht unumstrittenen Gangelt-Studie die erste wissenschaftliche Untersuchung über Infektionszahlen und Sterblichkeitsraten vorgelegt hat und der Bund- und Landesregierungen berät, redet an diesem Abend nicht der Sorglosigkeit das Wort. „Aber wir müssen uns vor Augen führen, dass die Sterblichkeitsrate dort bei 0,37 Prozent liegt. Das ist mehr als bei der Grippe, aber Covid wird nicht unser Untergang sein.“ Streeck nennt als Beispiel die subjektive Angst vieler Menschen vor dem Flugzeugabsturz – und die viel höhere Gefahr, auf dem Weg zum Flughafen mit dem Auto tödlich zu verunglücken. Jeder Mensch solle doch bitte selbst über das Risiko einer möglichen Infektion entscheiden. „Eine 93-jährige Frau im Pflegeheim soll und darf selbst darüber befinden, ob sie ihre Enkelkinder sehen will oder nicht. Es ist ihre Abwägung.“
Die Bundesregierung habe im März angesichts der Gefahr einer unkontrollierbaren Ausbreitung richtig gehandelt. Heute habe man aber viel mehr Erkenntnisse über Infektionswege („Kaum eine Ansteckung erfolgt über Oberflächen“), über wirksame Bekämpfungsmaßnahmen, die einen zweiten, flächendeckenden Lockdown nicht mehr nötig machten. „Wir brauchen eine Eingreiftruppe für regionale Lösungsansätze.“ Und die Erlaubnis, in dem schwierigen Prozess auch Fehler zu machen. „Diese Kultur fehlt uns.“
Das ist aus dem Focus oben, das kann man nie als Kopie übernehmen.
Bei der Maischberger-Talkschau hat er gesagt, im Herbst wird es mehr werden, die Infektionszahlen können locker 20 x so hoch werden wie jetzt, das wäre ganz normal für die Jahreszeit.
Er hält das nicht für einen Grund, um die Sache überzudramatisieren. Er sagt, meistens erkrankten die Infizierten ja gar nicht. Er wird erst dann gefährlich, wenn es wirklich viele tun würden und einen schweren Verlauf hätten.
Er sagt, man sollte sich nicht auf die Infektionszahlen konzentrieren, die sind nicht wichtig, der Verlauf wäre wichtig.
Es war aber in Deutschland bisher nie so, dass die Intensivbetten auch nur ansatzweise mit Corona-Patienten belegt gewesen wären.
Sollte das irgendwann wirklich der Fall sein, dann erst bestünde ein Grund zur Sorge, vorher nicht.
Auf einen Impfstoff zu setzen, hält Dr. Streeck für falsch. Er ist skeptisch, dass das was bringen wird. Vielmehr wird dieser Virus nicht verschwinden und wir sollten den in unseren Alltag integrieren als ein Risiko, das aber nicht überbewertet werden sollte, denn dazu gibt es bisher überhaupt keinen Grund.
Abstand halten ist immer noch eine gute Idee .. und im Winter viel lüften wegen der Aerosole in geschlossenen Räumen. Mehr können wir im Moment gar nicht tun.
Sie forschen momentan intensiv an der möglichen Immunität. Aber um da Zwischenergebnisse zu veröffentlichen, das wäre noch zu früh, wie wissen noch nicht genug.
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LG
Renate
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