Dienstag, 26. Mai 2020

Der Virologe Drosten über die Aerosol-Übertragung des Corona-Virus

Ansteckung ist vermutlich gleichbedeutend mit Tröpfchenübertragung

Also spätestens nach den beiden Sachen in der Baptisten-Kirche in Frankfurt und in der Gaststätte in Leer haben Jürgen und ich ja auch gesagt, es scheint doch sehr wahrscheinlich zu sein, dass Covid 19 eben durch über Aerosole übertragen wird.

Und das sieht auch Christian Drosten so, wie ich gerade in dem Interview mit ihm beim Deutschlandfunk gefunden habe.

Das ist ein langes Interview. Ich kann das nicht alles hier in meinen Blog übernehmen. Ich ziehe also nur mal ein paar wichtige Abschnitte raus. Ansonsten solltet Ihr das im Link lesen, falls es Euch auch interessiert und vor allen Dingen eben auch, was denn die Konsequenzen daraus werden könnten.


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Im Alltag eher aufs Lüften konzentrieren als auf ständiges Desinfizieren“25.05.2020

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Die Übertragung des Coronavirus durch Aerosole, also Schwebeteile in der Luft, gerät immer mehr in den Fokus. Sie könnte gleichbedeutend mit der Tröpfchenübertragung sein, sagte der Virologe Christian Drosten im Dlf. Regelmäßiges Lüften könne das Risiko einer Aerosol-Übertragung verringern.  
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Die Bedeutung der Aerosol-Übertragung ist schon länger in der wissenschaftlichen Diskussion. „Langsam zeigen sich anscheinend die Auswirkungen“, sagte der Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, im Deutschlandfunk. Das zeigten Coronavirus-Ausbrüche wie zuletzt in einer Baptistengemeinde in Frankfurt am Main oder in einem Restaurant in Leer, aber auch die wissenschaftliche Literatur. Um die Aerosol-Übertragung zu verringern, müsse die Viruslast im Raum bewegt und rausbefördert werden – etwa durch regelmäßiges Lüften. Das könne im Alltag möglicherweise entscheidender sein als Händewaschen und Desinfizieren, so Drosten. 
Zum Thema Öffnung der Schulen und Kindergärten schlug Drosten vor, jeden Lehrer und jede Lehrerin sowie jeden Erzieher und jede Erzieherin einmal pro Woche auf das Coronavirus zu testen – „als Beruhigungs- oder Servicefunktion für dieses sehr wichtige Personal“.
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Silvia Engels: Sie kennen natürlich keine Details in Frankfurt aus dieser Baptisten-Gemeinde, aber es gab ja zuletzt einige Fälle, die Furore machten, denn dort haben sich offenbar viele Menschen gleichzeitig in geschlossenen Räumen aufgehalten, und sie haben nach eigenem Bekunden Abstand gehalten und Desinfektionsmittel benutzt. Dennoch wurden sie infiziert. Zeigt das, dass die Ansteckungsgefahr durch das Virus noch höher ist als gedacht?
Christian Drosten: Ich glaube, dieses Virus ist sehr ansteckend. Das wissen wir ja schon lange. Die Frage ist aber natürlich genau, wie es infiziert, und da kommen natürlich im Laufe der Zeit neue Informationen zusammen – nicht nur aus diesen Einzelbeobachtungen von solchen Ausbrüchen, sondern auch aus der wissenschaftlichen Literatur. Und es mehrt sich hier der Eindruck, dass wir zusätzlich zur Tröpfcheninfektion auch eine deutliche Komponente von Aerosolinfektionen haben. Das ist etwas, das schon seit Wochen im Prinzip besprochen und in der Diskussion ist, aber jetzt langsam zeigen sich anscheinend die Auswirkungen davon.
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Engels: Sie haben es angesprochen: Die Ansteckungsgefahr über Aerosole, lange in der Luft fliegende Schwebeteilchen mit Viruslast, das wird von Forschern nun schwerwiegender gesehen als noch vor einigen Wochen. Was tun dagegen?
Drosten: Na ja, man kann natürlich sich schon Dinge überlegen, die aber im Moment noch nicht in Richtlinien umgesetzt sind. Das ist immer ein bisschen das Problem, das wir da haben. Wenn man eine gute Vorstellung von diesen Infektionsmechanismen hat, dann kann man Hinweise geben. Nur dann kriegt man immer gesagt, aber das steht doch nirgends in einer Richtlinie. Das schleppt also nach, dieses Verfassen von Richtlinien.
Aber ganz einfach gesprochen: Wenn es denn so ist, dass ein Virus in der Raumluft steht, dann muss diese Raumluft natürlich bewegt werden und herausbefördert werden. Das heißt, man macht das Fenster auf, setzt da einen großen Ventilator rein, der die Luft nach draußen bläst, und macht die Tür einen Spalt auf. Dann kann man natürlich so einen Raum auch entlüften und kann sicherlich auch so eine Aerosolkomponente verringern.
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Engels: Das heißt, generelle Einschränkungen, dass man Treffen in schlecht gelüfteten Restaurants und überhaupt Sitzungen in Räumen unterlässt, dass man Gottesdienste mit Gesang nicht zulässt, vielleicht Chorproben generell nicht. Das kann man im Einzelfall, wenn man dann doch gut durchlüften kann, durchaus zulassen, oder sollte man hier doch wieder über generelle Einschränkungen nachdenken?
Drosten: Na ja, diese Begriffe Zulassen und Einschränkungen, das sind solche Verantwortungsbegriffe, behördliche Begriffe, und da muss jemand dann auch dafür geradestehen, wenn dann trotzdem etwas passiert ist. Ich bin hier jetzt als wissenschaftlicher Experte in der komfortablen Situation, einfach erklären zu können, wie die Dinge wahrscheinlich sind nach neueren Daten. Da kann man dazu sagen: Wir haben im Laufe der Zeit immer mehr Hinweise aus der Wissenschaft bekommen, dass es diese Aerosolausscheidungen gibt. Und zwar sowohl durch direkte Messung – was gibt ein Patient von sich, mit einer technischen Apparatur gemessen –, wie auch durch diese Ausbruchsuntersuchungen, wo man einfach immer mehr sagen muss, das muss über eine Aerosolinfektion gelaufen sein. Das sind nicht nur Beobachtungen in Deutschland, sondern in vielen anderen Ländern.
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Wie macht man daraus jetzt aber was? Das ist das große Problem. Ein Ansatz dazu ist, natürlich zu sagen: Jeder darf das im Einzelfall entscheiden in der Fläche, jedes Gesundheitsamt darf sich selbst seinen Reim machen auf die Situation und sagen, wie es damit umgehen will. Aber ich glaube, das trägt nur ein Stück weit. Ab irgendeinem Zeitpunkt brauchen wir einfach vielleicht auch eine große Überarbeitung unserer jetzigen Richtlinien anhand neu aufkommender Vorstellungen zum Infektionsmechanismus, und dazu muss man einfach jetzt anerkennen, die Aerosolübertragung spielt eine wichtige Rolle. Sicherlich die Tröpfchenübertragung spielt auch weiterhin eine Rolle. Das ist ja die Übertragung, bei der man an diese anderthalb Meter Abstand denkt. Aber im Gewichtsverhältnis zur Aerosolübertragung ist das wahrscheinlich eine geringere Komponente. Vielleicht ist das so ungefähr gleichbedeutend, nur mal so vom Gefühl. Ich kann das auch nicht quantifizieren. Aber die direkten quantitativen Messdaten, die suggerieren, dass ungefähr genauso viel von sich gegeben wird im kleintropfigen Aerosol wie im großtropfigen Tröpfchennebel.
Und wo man auch noch mal hinschauen muss, ist die ganze Überlegung zu Desinfektionsmitteln, zu ständigem Händewaschen. In diesem Bereich ist es nun nicht so, dass im Laufe der Zeit mehr wissenschaftliche Daten aufkommen, die das bestätigen. Hier will ich mal vorsichtig sagen: Vielleicht wenn man einen Bereich zu Gunsten eines anderen Bereichs unterbetonen will und da mal lieber ein bisschen weniger drauf achten will und weniger investieren, dann wäre das wirklich dieser Desinfektionsmittel-Bereich im Alltag. Ich will jetzt nicht sagen, im Krankenhaus. Da ist es eine ganz andere Überlegung. Aber im Alltag sollte man sich eher vielleicht aufs Lüften konzentrieren und weniger auf das ständige Wischen und Desinfizieren.
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 Der Rest vom Text hat nun auch viel mit den ersten praktischen Überlegungen zu tun .. auch sehr viel, wie man das in den Kitas und Schulen machen könnte.

Also bitte dann da mal reinlesen, um alles zu erfahren, was es da inzwischen an Infos gibt.

LG
Renate


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